Boeing-Aktie fällt aufgrund des Scheiterns der Gewerkschaftsgespräche und der Gefahr einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit.
Die Boeing-Aktie (BA) fiel am Mittwoch um mehr als zwei Prozent, nachdem die Verhandlungen mit der Maschinistengewerkschaft gescheitert waren und der Flugzeughersteller seinen Tarifvertragsvorschlag zurückzog.
Dem Unternehmen droht zudem eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit von S&P auf Ramschniveau, da die Mitglieder seiner größten Gewerkschaft bereits die vierte Woche im Streik verharren.
Nach der dritten Tarifrunde, zu der auch zwei Verhandlungstage in dieser Woche gehörten, teilte Boeings Chief Operating Officer Stephanie Pope den Mitarbeitern am Dienstagabend in einer E-Mail mit, dass „weitere Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn machen und unser Angebot zurückgezogen wurde“.
„Leider hat die Gewerkschaft unsere Vorschläge nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Stattdessen hat sie nicht verhandelbare Forderungen gestellt, die weit über das hinausgehen, was für unsere Wettbewerbsfähigkeit als Unternehmen akzeptabel ist“, sagte Pope.
Die Mitglieder der International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) befinden sich seit dem 13. September im Streik, nachdem sie einen vorläufigen Arbeitsvertrag abgelehnt hatten.
In einer Stellungnahme vom Dienstag teilte die Gewerkschaft mit, Boeing lehne es ab, Lohnerhöhungen, Urlaubs- oder Krankenstandsansprüche vorzuschlagen und werde unter anderem auch die betriebliche Altersversorgung nicht wieder einführen.
Der Abbruch der Tarifverhandlungen erfolgte am selben Tag, an dem die Ratingagentur S&P Boeing auf CreditWatch Negative setzte. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung, sollte der Arbeitskampf bis zum Jahresende andauern.
Die vorrangig unbesicherten Schuldverschreibungen von Boeing liegen derzeit bei BBB-, der niedrigsten Investment-Grade-Stufe, bevor sie in den Ramschbereich fallen.
Der Flugzeughersteller versucht, seine Produktion wieder in Gang zu bringen und hat neue Sicherheits- und Fertigungsmaßnahmen eingeführt, nachdem es im Januar an Bord eines Fluges der Alaska Airlines (ALK) zu einem geplatzten Türstopfen eines Boeing 737 Max 9-Jet gekommen war.
„Der Streik gefährdet die Erholung von Boeing. Das Unternehmen wird sein Ziel, die Max-Produktion bis Ende 2024 auf 38 Flugzeuge pro Monat zu steigern, nicht erreichen“, sagte S&P.
S&P schätzt, dass der Streik das Unternehmen mehr als eine Milliarde Dollar pro Monat kostet. Das Unternehmen rechnet damit, dass Boeing im Jahr 2024 einen Geldabfluss von etwa zehn Milliarden Dollar erleiden wird.
Boeing hat im vergangenen Monat aggressive Kostensenkungsmaßnahmen ergriffen, darunter die vorübergehende Beurlaubung von Führungskräften, Managern und Mitarbeitern.
„Obwohl dies eine schwere Entscheidung ist, die jeden betrifft, ist sie ein Versuch, unsere langfristige Zukunft zu sichern und uns zu helfen, durch diese sehr schwierige Zeit zu navigieren“, schrieb Boeings CEO Kelly Ortberg am 18. September in einer Mitteilung an die Mitarbeiter.
Ortberg, der den CEO-Posten im August übernommen hatte, sagte, er und sein Führungsteam würden für die Dauer des Streiks ebenfalls eine Gehaltskürzung hinnehmen.
„Ich denke, im Großen und Ganzen handelt es sich hier um eine Art kurzfristigen Ausreißer“, sagte Tony Bancroft, Portfoliomanager für Gabelli Commercial Aerospace & Defense ETF, am Mittwochmorgen gegenüber Yahoo Finance.
“Auf lange Sicht besteht bei den beiden OEMs [original equipment manufacturer] ein Auftragsrückstau von über einem Jahrzehnt bei der Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen, und Boeing ist einer dieser beiden. Daher denke ich, dass dies auf lange Sicht nicht von Bedeutung sein wird”, fügte er hinzu.